Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Wagenpark: Im September haben ST 13-Tw 9859 und SB 9-Bw 9430 erneut eine Vollwerbung für die REWE-Märkte erhalten, nachdem sie erst im Vormonat gelöscht wurde.

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Geht es nach dem Willen der Stadt, wird die SL 3 über ihren Endpunkt Lichtenbergschule hinaus in das Gelände der ehemaligen US-Cambrai-Fritsch-Kaserne (jetzt neu als Ludwigshöhviertel bezeichnet) im Bildhintergrund verlängert. Ein wesentlicher Wunsch ist auch eine durchgehende Verbindung über die anschließende Cooperstraße zur Hst. Marienhöhe an der Eberstädter Strecke. Ob dort nur ein Gleisdreieck entsteht oder eine Wendeschleife, die die hiesige Schleife ersetzt, wird noch Gegenstand vieler, vermutlich mühsamer Diskussionen werden. Am 17.10.2020 hat ST 13-Tw 9866 gerade seine Fahrt zum Hauptbahnhof begonnen. Bis vor einigen Jahren waren an dieser Stelle die letzten Schülerlotsen in Darmstadt im Einsatz. Durch die Schließung des Kasernengeländes und die Einengung der Straße durch die sichtbaren Poller wurden deren Einsatz aber entbehrlich.

Neubaustrecke Lichtwiese: Der Wiederaufbau der Hst. Hochschulstadion (siehe auch Foto im letzten Bericht) ist weiterhin nicht abgeschlossen, die Bahnen der SL 2 und 9 halten noch immer an der Ersatzhaltestelle südlich der Kreuzung mit der Jahnstraße. Für die künftige Hst. Kletterhalle wurden die Bahnsteigkanten angeliefert.

Auch der Bau der eigentlichen Strecke zur Lichtwiese schreitet nur langsam voran. Im Bereich des Architekturgebäudes mußte ein neuer Fernwärmeschacht erstellt werden. Zusätzliche Probleme ergeben sich bei der Kampfmittelsondierung. Da das Gelände vor langer Zeit vermutlich als Müllhalde genutzt wurde, sind an vielen Stellen metallhaltige Schlackereste im Boden vorhanden. Diese stören massiv die Sondierung, so daß der Boden in den betroffenen Bereichen komplett mit einem Bagger ausgehoben, manuell untersucht und gereinigt werden mußte. Inzwischen sind diese Arbeiten größtenteils beendet.

Verlängerung der SL 3: Wie bereits im letzten Bericht erwähnt, hat die Stadt den Bebauungsplan für das ehemalige Kasernengelände südlich der Lichtenbergschule beschlossen. Damit laufen nun auch die Planungen für die Verlängerung der Straßenbahnstrecke an. Inzwischen als gesetzt gilt die durchgehende Verlängerung durch das Ludwigshöhviertel hindurch mit anschließender Weiterführung entlang der Cooperstraße bis zur Hst. Marienhöhe an der Strecke der SL 1, 6, 7 und 8. Eine ursprünglich vorgesehene Wendeschleife am Ende des Viertels ohne Durchbindung ist in den Trassenvarianten nicht mehr enthalten.

Im wesentlichen gibt es nun zwei Optionen: 1. Einrichtung einer Wendeschleife an der Marienhöhe mit Fahrtmöglichkeiten in alle drei Richtungen (Eberstadt, Innenstadt via Heidelberger Straße, Innenstadt via Lichtenbergschule) und Abbau der bisherigen Schleife Lichtenbergschule oder 2. Einrichtung nur eines Gleisdreiecks an der Marienhöhe und Ausbau der bisherigen Schleife Lichtenbergschule. In der Presse wurde dies als "zweigleisige Wendeschleife" bezeichnet, gemeint ist aber vermutlich eine Schleife, die aus beiden Streckenrichtungen angefahren werden kann, wobei die eigentliche Schleife selbst eingleisig, ggf. mit Überholgleis, bleibt.

Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Grundsätzlich sind in beiden Fällen vielfältige Fahrbeziehungen insbesondere im Störungsfall möglich. Die Schleife Marienhöhe greift erheblich in den dort vorhandenen Waldbestand ein, ermöglicht aber, die SL 3 durch das Neubauviertel zu leiten und in den Nebenverkehrszeiten dort enden zu lassen. Unter Beibehaltung der Schleife Lichtenbergschule müßte die SL 3 immer nach Durchqueren des Ludwigshöhviertels ab Marienhöhe wahlweise nach Eberstadt oder Richtung Innenstadt weiterfahren. Dafür wiederum minimiert sich der Flächenverbrauch und umgekehrt können zu Schulzeiten Zusatzkurse Eberstadt-Lichtenbergschule fahren, da viele Schüler dieser Schule und auch des nahegelegenen Schulzentrums Marienhöhe aus den südlichen Stadtteilen und Bergstraßengemeinden kommen. So oder so wird Widerstand von selbsternannten Umweltschützern zu erwarten sein, die bereits jetzt mit nachweislich falschen Argumenten (u. a. Cooperstraße sei zu steil für Straßenbahnen) unterwegs sind.

Insgesamt unterliegt das Projekt einem ambitionierten Zeitplan, denn schon 2023 sollen die ersten von geplant 3000 neuen Einwohnern das Viertel beziehen und damit muß zeitnah die ÖPNV-Anbindung sichergestellt werden. Dies bedeutet, daß im kommenden Frühjahr die Stadtverordneten die genaue Trassenführung absegnen müßten und spätestens Anfang 2022 das Planfeststellungsverfahren anläuft. Theoretisch wäre damit eine Inbetriebnahme 2025 denkbar. Betrachtet man in der Rückschau jedoch alle Neubauprojekte der letzten Jahre, so haben sich dort die ursprünglich angedachten Eröffnungstermine jeweils mehrfach um ein Jahr nach hinten verschoben. Realistisch dürfte damit hier auch ein Zeithorizont zwischen 2026 und 2028 sein.

Bereits seit Mitte Oktober sollte eine Webseite www.anbindung-lhv.de über das Verkehrsprojekt informieren, sie war aber bis zum Redaktionsschluß noch nicht mit Inhalten gefüllt.

Weitere Neubaustrecken: Um die Planung weiterer Strecken, auch solche im Landkreis, zu forcieren und gemeinsam zwischen Stadt und dem Kreis zu koordinieren, wurde die Gründung einer gemeinsamen Projektgesellschaft beschlossen. Inzwischen steht deren Name und die Gesellschafteranteile fest. Die "Stradadi GmbH" wird zu jeweils 24,9% vom Kreis Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt getragen, mit 50,2% ist die Heag Mobilo Mehrheitsgesellschafter.

Nach wie vor ist deren erste Aufgabe, eine Neubaustrecke in den Ostkreis Richtung Groß-Zimmern zu entwickeln, obwohl diese unter den aktuellen Fördergesichtspunkten nicht rentabel ist. Man setzt nach wie vor darauf, daß die Förderrichtlinien geändert werden. An weiterer Stelle folgen eine Neubaustrecke nach Weiterstadt (wobei hier aktuell die Weiterstädter SPD einmal mehr auf die Bremse tritt und - kurzgefaßt - alles in Frage stellt und ob es nicht grundsätzlich "bessere Lösungen" als eine Straßenbahn gäbe), der Ausbau der Griesheimer Strecke an den westlichen Stadtrand und ggf. eine Untersuchung der Verlängerung Richtung Riedgemeinden.

Freifahrt im Advent: Stadt und Landkreis haben Anfang Oktober beschlossen, daß an den vier Adventssamstagen (28.11., 5., 12. und 19.12.) alle RMV-Verkehrsmittel in ihrem Bereich kostenlos genutzt werden können. Dies umfaßt die Tarifgebiete 39, 40 und 41 und somit auch das Gesamtnetz der Darmstädter Straßenbahn. Der Beschluß wurde allerdings noch vor der coronabedingten Absage der meisten Weihnachtsmärkte im Kreis und der Stadt Darmstadt getroffen, es ist aber nicht davon auszugehen, daß das Angebot wieder zurückgezogen werden soll. Insbesondere soll es eher Autofahrer animieren, für ihre Weihnachtseinkäufe auf den ÖPNV umzusteigen.

Neues Fahrplankonzept: Für die ab 2023 geplante Umstellung des Netzes auf 10-Min-Takt mit neuen Linien und Fahrplanausweitung (siehe letzte Berichte) hat Anfang Oktober auch die Stadtverordnetenversammlung ihr OK gegeben. Weiter unklar ist aber der zukünftige Status und die Haltestellenfolge der bisherigen Schnellinie 6.

Bus Neufahrzeuge: Die Heag hat 24 eCitaro bei EvoBus bestellt, die ab Herbst 2021 zum Einsatz gelangen sollen. Mit Anschaffungskosten von 16 Mio EUR ist es die bisher größte Busbestellung in der Unternehmensgeschichte. Die Fahrzeugaufteilung ist allerdings nicht ganz klar, die Pressemitteilung vermeldet 12 Standard- und 13 Gelenkbusse, was in Summe aber 25 und nicht 24 Busse ergäbe. 80% der Mehrkosten gegenüber Dieselfahrzeugen übernimmt das Bundesumweltministerium.

Für den Betrieb des geplanten On-Demand-Angebots Heinerliner kooperiert die Heag mit den Unternehmen "CleverShuttle" und "ioki". Diese haben sich bei der Ausschreibung der Leistungen als beste Bieter durchgesetzt.


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20.03.2022