Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Kombiticket verlängert: Das zunächst auf die letzte Saison begrenzte Angebot, mit einer Eintrittskarte für Fußballspiele im Böllenfalltor-Stadion auch die Busse und Straßenbahnen benutzen zu können, wurde nun verlängert. Die Karte berechtigt zur An- und Abreise in den RMV-Tarifgebieten 39, 40 und 41.

Straßenbahn Wagenpark: Mitte Juli erhielt ST 11-Tw 8214 Vollwerbung für "Wissenschaftsstadt Darmstadt" mit weißer Grundfarbe. SB 9-Bw 9451 erhielt zeitgleich Vollwerbung für "Spielwaren Faix" in blauer Grundfarbe.

Zugänge: Am 26.8.2002 trafen im Btf. Frankenstein ST 3-Tw 66 (Bj. 1925) und SB 5-Bw 171 (KSW, Bj. 1947) aus Naumburg ein. Die Wagen entstammen der ehemaligen Sammlung Friedrich. Tw 66 wurde 1964 zu Arb-Tw 6 umgebaut und 1977 an den sog. Tramclub Darmstadt abgegeben, der den Wagen im zwischenzeitlich aufgelösten Museum in Schönau unterbrachte. Nach der Museumsauflösung wurde der Tw 1994 nach Naumburg überführt. Bw 171 hat einen ähnlichen Lebenslauf hinter sich.

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Darmstadt: Noch wenige Minuten und ST 3-Tw 66 hat nach 25 Jahren wieder Darmstädter Gleise im Btf. Frankenstein unter den Rädern. Die an der Stirnfront und im Linienkasten angebrachten "H" stammen noch aus der Einsatzzeit als ATw 6 ("Hilfsgerätewagen"). Wann und in welchem Umfang dieser Tw und die anderen Museumswagen aufgearbeitet werden, hängt nicht zuletzt von den finanziellen Mitteln ab. Die Einnahmen aus dem Dampfzugbetrieb werden dafür sicher nicht ausreichen. Spenden nimmt die Arge Historische HEAG-Fahrzeuge daher gerne entgegen.

Neubaustrecke Kranichstein: Am 1.7.2002 wurde mit dem Umbau der Kreuzung Alsfelder Straße/Arheilger Straße zu einem Kreisverkehr begonnen. Während der bis Mitte August dauernden Arbeiten konnte die OL L nur noch bis Heinheimer Straße verkehren. Im Bereich des Kreisels wurden auch die ersten Gleise eingebaut, zum Zeitpunkt des Redaktionsschluß ist die Gleisverlegung bis in die zukünftige Hst. am Nordbad vorangeschritten. Nach Eröffnung des Kreisels am 10.8. verkehrt die OL L auch wieder bis zur Endstation Eissporthalle. In Kranichstein wurde im August mit dem Bau der Trasse zwischen Siemensstraße und Esselbornstraße begonnen, nachdem die parallel verlaufenden Straßen entsprechend verlegt wurden. Durch die Bauarbeiten in der Siemensstraße verkehrt die OL H weiterhin über die Jägertorstraße direkt zur Hst. Borsdorffstraße. Der einzige Abschnitt, in dem bislang noch nicht gebaut wird, ist die Alsfelder Straße zwischen dem Abzweig von der SL 6-8 bis zum oben erwähnten Kreisel (ca. 400 Meter). Die Bauarbeiten werden hier vermutlich nach Ende der "Hessenschau" auf dem Meßplatz Anfang September aufgenommen.

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Darmstadt: Am Abend des 8.8.2002 befährt ST 13-Tw 9874 mit SB 9-Bw 9431 die sonst nicht genutzte Kurve am Gleisdreieck Willy-Brandt-Platz. Da die Länge der Hst der SL 3 in und aus Richtung Hbf nicht für 8x+4x-Züge ausreicht, muß bei Umleitungsmaßnahmen jeweils eine Fahrspur der anschließenden Straße gesperrt werden. Schon länger gibt es daher Planungen, die Gleislage auf dem Platz zu verändern und z.B. für die SL 3 eine Hst erst in der Bismarckstraße einzurichten.

Straßenbahn nach Weiterstadt: Das Projekt zur Anbindung der nordwestlich gelegenen Nachbarstadt nimmt konkrete Formen an. Die von der Darmstadt-Dieburger Nahverkehrsorganisation (Dadina) in Auftrag gegebene Nutzen-Kosten-Untersuchung kommt zu einem positiven Ergebnis. Damit wären für den Bau Zuschüsse zu erwarten. Nach jetziger Kalkulation würde der Bau der Strecke ab dem Hbf in Darmstadt nach Weiterstadt etwa 43,5 Mio Euro kosten. In Darmstadt und dem Weiterstädter Ortsteil Riedbahn liegt die Streckenführung weitgehend fest: durch die Waldkolonie über den Dornheimer Weg (bis 1968 auch von der alten SL 6 befahren), Michaelisstraße und Mainzer Straße. Hinter dem Bahnübergang der abgebauten einstigen Riedbahn würde die Strecke durch den gleichnamigen Ortsteil führen und nach Unterquerung der Autobahn A5 durch ein geplantes Wohn- und Gewerbegebiet West fahren. In Weiterstadt könnte die Strecke durch die Darmstädter Straße geführt werden, was jedoch wegen der beengten Verhältnisse eher unwahrscheinlich ist. Alternativ würde die Strecke entlang der B42 geführt. Die Endstation wäre bei beiden Varianten an der Albrecht-Dürer-Schule/Hallenbad vorgesehen. In Planung ist außerdem eine Verlängerung in den Ortsteil Braunshardt.

Straßenbahn nach Groß-Zimmern: Auch in dieses Projekt kommt wieder Schwung. Seit der Stillegung und dem teilweisen Abbau der Bahnstrecke von Darmstadt-Ost über Roßdorf nach Groß-Zimmern 1982 hat es immer wieder Überlegungen zur Wiedereinführung einer (Straßen-)Bahnverbindung gegeben. Nun hat die Dadina im Rahmen des Nahverkehrsplans eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Ob die Strecke eine reelle Chance hat, bleibt abzuwarten. So müßte in Roßdorf die Straßenbahn durch den Ortskern geführt werden. Wegen der Steigungen und engen Verhältnisse wird dies ein schwieriges Unterfangen. Auch ist der heutige Landrat des Kreises Darmstadt-Dieburg als ehemaliger Roßdörfer Bürgermeister nicht ganz unschuldig am damaligen Abbau der alten Bahnstrecke. Und gegen welche Argumente man ankämpfen muß, zeigt die Aussage des Groß-Zimmerner Bürgermeisters: "Für eine Straßenbahn spricht die hohe Transportkapazität". Zwar sei eine Straßenbahn nicht mehr zeitgemäß (Aha!), "aber unter pragmatischen Gesichtspunkten ist eine komfortable Anbindung für mich wichtig."

Heinerfest: Zum Heinerfest vom 4.7.-8.7.2002 verkehrten die Bus- und Bahnlinien auf den üblichen Umleitungen und mit Fahrplanerweiterungen bis gegen 2 Uhr morgens. Erstmalig verkehrte die SL 9 jedoch nicht Griesheim-Luisenplatz-Bismarckstraße-Hbf und zurück, sondern von Griesheim kommend über den neuen Abzweig an der Berliner Allee über Hbf und Bismarckstraße zum Luisenplatz und von dort über die Rheinstraße direkt zurück nach Griesheim. Teilweise kam es bei den Fahrgästen zu Irritationen, da die Züge bereits ab Griesheim mit "E Luisenplatz" beschildert waren und einige daher auf eine "normale" folgende SL 9 warteten. Ebenso sorgten diverse fehlerhafte Informationsmedien für Verdruß, so sollte den Aushangfahrplänen zufolge beispielsweise die o.g. Umleitung am Samstag erst ab etwa 18 Uhr gefahren werden; tatsächlich wurde jedoch schon gegen 13 Uhr die Ringlinie in Betrieb genommen.

Baustelle Eberstadt: Wie im letzten Heft angekündigt, wurde vom 9.7.-1.8.2002 wegen Gleisbauarbeiten der Straßenbahnverkehr nach Eberstadt vollständig eingestellt. Zwischen Btf. Frankenstein und Alsbach, sowie zwischen Schloß und Arheilgen pendelten Solo-Nf-Tw. Der Abschnitt zwischen Frankenstein und Luisenplatz wurde im SEV mit Bussen bedient, die im 7,5-Min-Takt verkehren sollten. Durch den Busfahrerstreik bei Glück&Seitz (siehe unten) konnte jedoch ab 22.7. nur noch im 15-Min-Takt gefahren werden. Ab dem 2.8. wurde der Betrieb der SL 7 und 8 wieder aufgenommen, die SL 1 und 6 blieben noch bis zum Ende der Sommerferien (11.8.) eingestellt.

Baustelle Rheinstraße: Vom 15.7.-9.8.2002 wurde der Gleiskörper in der Rheinstraße zwischen Luisenplatz und Rhein-/Neckar-Straße erneuert. Während der Baumaßnahmen verkehrte die SL 9 vom Luisenplatz über Bismarckstraße und Hbf nach Griesheim. Da von der Baustelle auch die Abendfahrten der SL 3 betroffen waren, wurde diese im Abendverkehr eingestellt und durch Busse ersetzt. Diese führten jedoch auch nicht die zusätzlichen Fahrten durch, sondern warteten am Hbf die normalen Fahrzeiten ab. Im Laufe des Busfahrerstreiks wurde der SEV jedoch auch wieder eingestellt, stattdessen pendelte (wie früher) ein Solo-Tw zwischen Schloß und Lichtenbergschule. Wegen der Baumaßnahme wurde ebenfalls die OL D eingestellt, zwischen Luisenplatz und Ostbhf verkehrte stattdessen jeder zweite Kurs des SL 8-SEV weiter.

Mit Wiederaufnahme des Straßenbahnverkehrs nach Eberstadt mußten die SL 7 und 8 ebenfalls umgeleitet werden. Sie verkehrten von Eberstadt über Hbf und Bismarckstraße nach Arheilgen. Dabei wurde die sonst linienmäßig nicht benutzte Verbindungskurve am Willy-Brandt-Platz befahren. Da die Weichen hier keinen elektrischen Antrieb haben, wurde vom 2.8.-9.8. ein Weichensteller eingesetzt.

Der Betrieb in der Rheinstraße konnte am Vormittag des 10.8.2002 wieder aufgenommen werden. Da bis Ende August noch die Gleise einbetoniert und die Asphaltdeckschicht aufgebracht wurde, mußten die Buslinien solange noch auf die Straße ausweichen.

Bus Geänderte Fahrzeiten: Die am 6.5.2002 eingeführte Spätfahrt auf dem Airliner (Luisenplatz ab 23.17, Flughafen ab 23.42) wurde wegen geringer Inanspruchnahme am 9.8. wieder gestrichen. Im Auftrag der Stadt Darmstadt werden hingegen die Betriebszeiten der OL EB, F und SK ausgedehnt. Die OL EB verkehrt samstags neu von 9 bis 17 Uhr, die OL F verkehrt Mo-Fr nun auch zwischen 19 und 20 Uhr im 15-Min-Takt. Die OL SK verkehrt zwei Stunden länger bis 16.14 Uhr, womit die Betriebszeiten an die schon seit einiger Zeit geltenden Ladenöffnungszeiten am Samstag angepaßt sind.

Streik: Mit Betriebsbeginn 22.7.2002 legte ein Großteil der beim Tochterunternehmen "Glück&Seitz" beschäftigen Busfahrer die Arbeit nieder, um für höhere Löhne zu kämpfen. Während am ersten Tag der Betrieb noch etwas chaotisch lief, konnte im Lauf der Woche mit Hilfe von (z.T. ehemaligen) HEAG-Fahrern, Werkstattmitarbeitern etc. ein Notfahrplan aufgenommen werden, der im Verlauf des Streiks einige Änderungen erfuhr. Im wesentlichen konnte Mo-Fr der 15-Min-Takt auf den Hauptlinien aufrecht erhalten werden, im Abend- und Wochenendverkehr wurde, je nach Verfügbarkeit des Fahrpersonals, alle 30 oder nur alle 60 Minuten gefahren. OL A verkehrte nur zwischen Hofgasse und Steinstr., die OL AH, B, D, EB, R, SK und W waren teilweise oder ganz eingestellt. OL K verkehrte nur als Pendelbus zwischen Hbf und Kleyerstraße, OL L zweigeteilt Roßdörfer Platz-Lichtwiese und Luisenplatz-Heinheimer Straße. OL O und P verkehrten ebenfalls zweigeteilt (Trennung in Ober-Ramstadt bzw. Pfungstadt).

Mit Beginn des Schulzeit am 12.8.2002 wurde das Angebot tagsüber ausgedehnt, u.a. verkehrte die OL K von 5-9 Uhr, sowie 12-16 Uhr zum o.g. Pendelbus auch zwischen Schloß und Kranichstein. Für die entfallene OL D verkehrten zwischen Schloß und Hbf ein bzw. zwei Niederflur-Tw. Durch diese Ausdehnung mußte jedoch der Abendverkehr unter der Woche auf einen Stundentakt reduziert werden. Mit dem Ende des Streiks am 20.8.2002 wurde der normale Verkehr wieder aufgenommen. Teilweise unzureichend war die Fahrgastinformation, da an vielen kleinen Hst. erst gegen Ende des Streiks die Fahrplanänderungen ausgehängt wurden.

Der Straßenbahnbetrieb war vom Streik nicht betroffen, jedoch kam es durch einige Demonstrationen zu Behinderungen am Luisenplatz. In den Morgenstunden des 31.7.2002 blockierten streikende Fahrer den Btf. Böllenfalltor bis gegen 7 Uhr, so daß weder Busse noch Straßenbahnen ausrücken konnten.

Sonderlinien: Zum Jubiläum "750 Jahre Burg Frankenstein" am 17./18.8.2002 verkehrten vier Linien im 30-Min-Takt ab Eberstadt, Pfungstadt, Nieder-Beerbach und Nieder-Ramstadt. Zur Hessenschau wurde an den Wochenenden 24./25.8. und 31.8./1.9. ein Pendelbus zwischen Merck und Meßplatz angeboten.


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30.08.2002