Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Straßenbahn Wagenpark: Auf der Innotrans in Berlin wurde Mitte September der erste teilfertiggestellte ST 15, Tw 22101 der Öffentlichkeit präsentiert. Sofern die Wagennummer endgültig ist, bleibt es damit beim bisher verwendeten Schema der zweistelligen Jahreszahl, gefolgt von einer fortlaufenden Wagennummer, die allerdings nicht wieder bei 01, sondern hier bei 101 startet. Damit wären nach der bisherigen Nummerierung (letzter ST 14: 0792) die Ziffern 93-100 unbesetzt. Allerdings wurde das Schema bereits aufgeweicht, denn der aus Augsburg übernommene und zum Arbeitswagen umgebaute M8 ist als 1501 (der Schneepflug als 1502) eingereiht worden und nicht als 1593 (und 1594).

Eine kleine, aber wesentliche Änderung gibt es bei den Kupplungen. Bisher erhielten alle Neufahrzeuge als Schleppeinrichtung die bisherige Trompeten- und als Zugeinrichtung für Beiwagen eine BSI-Kupplung. Mit den ST 15 hat man sich entschieden, eine Albertkupplung zu verbauen. Auf die BSI-Kupplung am Wagenende wird verzichtet, da kein Beiwagenbetrieb für die ST 15 vorgesehen ist.

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Am 17.10.2022 durchfährt ST 14-Tw 0792 mit SB 9-Bw 9425 als Leerfahrt für die SL 4 den Baustellenbereich in der Frankfurter Straße. Er ist dabei bereits auf dem erneuerten Gleis unterwegs, das in den Sommerferien angeschlossen wurde. Seit dem 31.10. sind wegen akutem Wagenmangel die SL 4 und damit auch die Tauschfahrten vorerst Geschichte.

Allgemein wurde das Fahrzeug vom Fachpublikum sehr gelobt, insbesondere die großen Panoramascheiben stechen hier hervor. Als großen Nachteil sieht die Mehrheit die Stufen im Wageninneren an den Übergängen. Laut dem Hersteller Stadler sei dies von der Heag statt einer ebenfalls möglichen Rampe gewollt gewesen, damit u. a. unerwünschte "Wanderungen" durch das ganze Fahrzeug von Fahrrädern oder Kinderwagen unterbleiben. Daneben gibt es kleinere unschöne Stellen im Wagen, wie sehr niedrig angebrachte Trennelemente zwischen den Mehrzweckabteilen und der anschließenden Sitzreihe, die eine latente Stolpergefahr darstellen. Ob dies dann für die Serienfahrzeuge so übernommen wird, muss sich zeigen.

Bis zum Redaktionsschluss war noch kein Triebwagen nach Darmstadt ausgeliefert. Das ehemalige Museumsdepot in Kranichstein wird dann als Inbetriebnahmewerkstatt dienen und die Strecke zwischen Kranichstein und Arheilgen steht nach der vorübergehenden Einstellung des Linienbetriebs (siehe unten) quasi uneingeschränkt für Probe- und Einstellfahrten zur Verfügung.

Bei ST 14-Tw 0783 entfiel im Oktober die Vollwerbung für das MAAS-Projekt.

Die Fahrzeugverfügbarkeit ist im Herbst massiv gesunken. Zeitweilig ist zwischen 1/4 und 1/3 des Wagenparks abgestellt, so dass nicht einmal mehr alle planmäßigen Linienfahrten bedient werden können und es zu entsprechenden Ausfällen einzelner Fahrten kommt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. In erster Linie betrifft dies die Ersatzteilversorgung (sowohl hardware- als auch elektronikseitig), die aufgrund der aktuellen Lage nicht mehr gegeben ist, die personelle Situation in der Werkstatt, sowohl krankheits-/coronabedingt als auch durch generellen Fachkräftemangel. Hinzu kommen dann noch diverse Unfallschäden, deren Reparatur z. T. extern vergeben ist, sowie die ersten größeren (Rost-)Schäden bei den ST 13 und SB 9, die eine Sanierung des Wagenkastens erforderlich machen.

Um vier Fahrzeuge freisetzen zu können, wurde zum November der Inselbetrieb der SL 4 zwischen Arheilgen und Kranichstein aufgeben und auf durchgehenden SEV umgestellt. Allerdings wird dies nur kurzzeitig zur Entspannung der Situation beitragen, denn bereits im kommenden Jahr steht eine größere HU-Welle bei den ST 13 an. Mit dem Ersteinsatz der ST 15 im Linienverkehr ist ebenfalls nicht vor dem Sommer/Herbst 2023 zu rechnen.

Neuer Btf: Die Idee, einen neuen Betriebshof im Norden Arheilgens zu errichten, wird sich vermutlich zerschlagen. Die Stadt Darmstadt ließ verlauten, dass man die Planungen zur Errichtung eines Gewerbegebiets zwischen Arheilgen und Wixhausen nicht weiterverfolgen wolle. Der Magistrat hat das Ende der Untersuchung bereits beschlossen, die Stadtverordneten werden vsl. im Dezember nachziehen. Damit ist die Standortfrage für den dringend benötigten größeren Btf. weiterhin offen und vermutlich auch nicht innerhalb nützlicher Zeit lösbar.

Lichtwiesenbahn: Noch immer finden entlang der Trasse begleitende Bauarbeiten statt und nicht alle Wegebeziehungen sind wiederhergestellt. Aktuell ist der Fußweg im Bereich des eingleisigen Abschnitts fertiggestellt worden, dafür ist der anschließende Weg bis zur Hst. Hochschulstadion gesperrt.

Neubaustrecke Ludwigshöhviertel: Der Magistrat hat Anfang Oktober die Entwurfs- und Genehmigungsplanung für die Anbindung des Ludwigshöhviertels beschlossen. Ende Oktober folgte ein digitaler Infoabend für die interessierte Öffentlichkeit. Wie bereits berichtet, soll die SL 3 von ihrem Endpunkt an der Lichtenbergschule durch das ehemalige Kasernengelände und jetzige Neubaugebiet verlängert und bis zur Hst. Marienhöhe an der Eberstädter Strecke geführt werden. Von der ursprünglichen Planung, die Wendeschleife an der Lichtenbergschule aufzugeben und ersatzweise an der Marienhöhe neu zu errichten, war man zwischenzeitlich bereits abgekommen. An der Marienhöhe wird es ein Gleisdreieck geben und die Schleife Lichtenbergschule soll zweigleisig ausgebaut werden. An dieser Planung hat sich auch in letzter Zeit nichts mehr geändert, es gibt lediglich im Detail noch Anpassungsbedarf.

Betrieb: Mit dem Ende der Sommerferien und den baubedingten Umleitungen fuhren die Straßenbahnen zunächst wieder auf dem Regelweg. Auch der Inselbetrieb in Arheilgen und Kranichstein mit der SL 4 wurde wieder aufgenommen. Die Zuführung der Bahnen erfolgte weiterhin zu den bekannten Zeiten eingleisig durch die Baustelle in der Frankfurter Straße, jetzt allerdings auf dem stadtauswärtigen, östlichen Gleis. Dieses befindet sich bereits in der endgültigen Lage, ist allerdings nur provisorisch eingedeckt. Um das Baufeld unter und neben dem westlichen Gleis freizumachen, wurde die Fahrleitung ebenfalls provisorisch erneuert, teilweise stehen Behelfsmasten zwischen beiden Streckengleisen. Die jetzt anstehende zweite Bauphase wird, bedingt durch aufwendige Arbeiten im Untergrund, deutlich länger dauern als der erste Bauabschnitt.

Am 16.10.2022 kam es zu einem Wasserrohrbruch in Bessungen, der auch die SL 3 betraf. Bis zur Reparatur am nächsten Vormittag fuhr die SL 3 daher ab Schulstraße ersatzweise zur Lichtwiese.

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Hell und freundlich präsentiert sich die Innenausstattung des ersten ST 15 am 21.9.2022 auf der Innotrans in Berlin und die großen Panoramascheiben setzen neue Akzente. Ob die technisch unnötigen, aber vom Verkehrsbetrieb gewünschten Stufen im Fahrzeug hingegen eine gute Idee waren, wird sich zeigen.

Am 11.9.2022 entfiel wegen einer Sportveranstaltung die SL 4 zwischen Arheilgen und Kranichstein. Ersatzweise wurden der SEV zwischen der Innenstadt und dem Messplatz nach Arheilgen und Kranichstein verlängert.

In den Herbstferien fanden in der Woche vom 24. bis 30.10.2022 Leitungsarbeiten auf der Nordseite des Luisenplatzes statt. Die Ausfahrt Richtung Willy-Brandt-Platz war daher für Busse und Bahnen nicht befahrbar. Die SL 3 fuhr nur im Abendverkehr ab 20 Uhr und am Wochenende ganztags zwischen Lichtenbergschule und Hbf. über die Rheinstraße. Im Tagesverkehr war stattdessen die SL 7 im 10-Min-Takt zwischen Eberstadt und Lichtenbergschule im Einsatz. Die SL 6 fuhr zwischen Alsbach und dem Hbf., die SL 8 nur nach 20 Uhr ab Eberstadt/Alsbach zum Schloß. Die Stadt- und Regionalbuslinien wurden z. T. weiträumig über den Cityring umgeleitet.

Wegen der oben erwähnten Wagenknappheit wurde die SL 4 ab dem 31.10.2022 voraussichtlich bis zum nächsten Sommer eingestellt. Der bisher bereits bestehende SEV zwischen der Innenstadt und dem Nordbad wurde entsprechend in die beiden nördlichen Stadtteile erweitert und fährt jetzt als OL 5E zwischen Luisenplatz, Nordbad und Kranichstein, die OL 8E zwischen Luisenplatz, Nordbahnhof und Arheilgen. Damit entfallen auch die täglichen Leerfahrten durch das Baufeld in der Frankfurter Straße. Die Strecken nach Arheilgen und Kranichstein liegen vorerst brach, bleiben aber betriebsbereit und können dann u. a. für die Inbetriebnahmefahrten der ST 15 genutzt werden.

Die nächste Großbaustelle steht ab dem kommenden Frühjahr an. Dann beginnt der eigentliche Neubau der Rheinstraßenbrücke über die Gleisanlagen des Bahnhofs. Die Strecke nach Griesheim soll dabei weitgehend befahrbar bleiben, wenn auch zeitweilig nur eingleisiger Betrieb auf dem jeweils nicht abgerissenen Teil der Brücke möglich ist. Für die Gesamtmaßnahme sind etwa vier Jahre veranschlagt. Danach soll auf der neuen, breiteren Brücke für die Straßenbahn auch ein eigener Gleiskörper zur Verfügung stehen.

Bus Angebotsausweitung: Neben den bereits beschlossenen und teilweise umgesetzten Mehrverkehren bei der Straßenbahn hat die Stadtverordnetenversammlung jetzt auch Verbesserungen im Busbereich beschlossen. Ab 2023 stellt die Stadt etwa eine halbe Mio EUR bereit, ab 2024 sollen es dann bereits 1,2 Mio sein. Damit sollen im Wesentlichen dichtere Takte auf den OL H, L und R bis in den späten Abend und an Sonntagen vormittags finanziert werden. Ebenso soll der "Welterbeshuttle" zur Mathildenhöhe als neue OL M geführt werden. Für die OL F/FU ist die Taktausweitung ab 2024 vorgesehen.


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22.05.2023