Neues von der Straßenbahn Darmstadt


Neustrukturierung: Nachdem Hessen als bislang einziges Bundesland eine strikte Anwendung des Besteller-Prinzips fordert, hat dies auch Auswirkungen auf die einzelnen Verkehrsbetriebe. Spätestens zum 1.1.2005 wird daher die bisherige HEAG Verkehrs-GmbH, sowie die bereits ausgelagerte Bus-Tochter Glück&Seitz in vier neue Unternehmen überführt, bei denen eine vollständige Trennung von Infrastruktur und Betrieb gegeben ist. Existierten unter dem Dach der HEAG-Holding bisher die Verkehrs-GmbH und eben Glück&Seitz, so wird künftig der Holding die "HEAG mobilo GmbH" unterstehen, die ihrerseits als Dachsparten- und Infrastrukturgesellschaft fungieren wird. Hier sind z.B. Leitstelle, die künftige Mobilitätszentrale oder das Kundenzentrum angesiedelt, sowie das bisher in der Verkehrs-GmbH beschäftigte Fahrpersonal. Darunter angesiedelt sind:

Das Design der Logos ist dem neuen Schriftzug der Holding in einer Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben angepaßt worden. Der Schriftzug "HEAG" ist blau, der Name der eigentlichen Gesellschaft in orange gehalten, wobei jeweils "Bus", "Tram" und "Serv" fett gedruckt sind.

Problematisch wird im Unternehmen der verzerrte Wettbewerb im Busbereich gesehen. So soll künftig die Hessische Gemeindeordnung einheimischen Unternehmen verbieten, sich an Ausschreibungen außerhalb beteiligen zu dürfen, umgekehrt aber lokale Ausschreibungen beliebigen "fremden" Unternehmen offenstehen.

Neuer Fahrplan: Wenig neues wird es im Dezember bei den Straßenbahnlinien geben. Erwähnenswert ist lediglich, daß die im vergangenen Jahr erfolgten Kürzungen der Fahrzeiten z.T. zurückgenommen wurden, die Fahrpläne um 1-2 Minuten je nach Linie gestreckt sind und damit wieder mehr der Realität entsprechen. Im Busbereich erfolgen einige Änderungen. In Mühltal tauschen die Linien N und NE zwischen Böllenfalltor und Nieder-Ramstadt die Fahrwege, der Abschnitt Nieder-Ramstadt nach Eberstadt geht ebenfalls an die Linie NE, die nun abwechselnd, wesentlich öfter als bisher und vor allem täglich Frankenhausen/Neutsch und Eberstadt bedient. Die Buslinie U wird auf den Abschnitt Kranichstein (Straßenbahn-/Busanschluß)-Messel-Urberach beschränkt und fährt nicht mehr in die Darmstädter Innenstadt. Im Gegenzug wird das Angebot vertaktet und ebenfalls ausgedehnt (z.B. zeitweiliger Stundentakt an Sonntagen). Die Buslinie H wird vorerst weiterhin alle 15 Minuten nach Kranichstein fahren, da die von der Stadt geplante vorzeitige Wendemöglichkeit für jeden zweiten Kurs im Bereich des Schwarzen Wegs noch immer nicht realisiert wurde.

Straßenbahn Bauarbeiten: Endspurt für die Dauerbaustelle Rheinstraße: Nach den Sommerferien wurde der Abschnitt zwischen Hindenburgstraße und der Hst. Rhein-/Neckarstraße erneuert. In den Herbstferien stand der Ersatz des Gleisdreiecks an. Durch die Auflagen des Ordnungsamts, dem Straßenverkehr immer bestimmte Fahrtrouten zu ermöglichen, mußte hier in getrennten Abschnitten und z.T. mit besonderen Bauweisen (z.B. auf Betonschwellen vormontierte Weichen) gearbeitet werden. Im einzelnen: Sperrung der Eberstädter Strecke vom 16.10.2004 bis 31.10., Straßenbahnverkehr nur Frankenstein-Alsbach, sowie Luisenplatz-Arheilgen. Hier waren die Linien 3 und 7/8 miteinander verknüpft, wodurch sich ein regelmäßiger Einsatz von Tw der Bauart ST 10 in Arheilgen ergab. Im Zwischenabschnitt bestand SEV, Mo-Fr alle 5 Minuten, Sa alle 7,5 Minuten und sonntags alle 15 Minuten. Ausgetauscht wurden beide Gleisbögen von der Neckar- in die Rheinstraße (Gleisbögen der SL 1 am 22./23.10., Gleisbögen der SL 6/7/8 am 30./31.10.), sowie die Gleise und Weichen in der Neckarstraße. Mit Betriebsbeginn 1.11. konnten die SL 6, 7 und 8 wieder verkehren, werden aber bis zum Abschluß der Bauarbeiten über die westliche Rheinstraße, Hbf. und Bismarckstraße umgeleitet. Die SL 3 fährt wieder verkürzt zwischen Lichtenbergschule und Schloß, die SL 5 und 9 weiterhin über die Bismarckstraße. Z.Zt. erfolgt der Austausch der noch verbliebenen Gleise und Weichen in der Rheinstraße.

Nach Abschluß der Bauarbeiten wird spätestens zum Fahrplanwechsel wieder regulärer Linienbetrieb möglich sein. Lange Freude werden die Fahrgäste daran aber wohl nicht haben, denn 2005 stehen weitere Großbaustellen an, wie der Umbau der Gleise und Hst. im Bereich Schloß/Marktplatz und am Hbf.

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Nachdem bereits im letzten Dezember die Vollwerbung für das Darmstädter Echo bei ST 13-Tw 9857 und SB 9-Bw 9429 erneuert wurde, hat nun auch der zweite Zug ein neues Aussehen erhalten. Die ansprechende Werbung ist in rot/weiß gehalten. Hier sind ST 13-Tw 9870 und SB 9-Bw 9454 am 14.10.2004 zwischen Mozartturm und Maria-Goeppert-Straße unterwegs.

Wagenpark: Bei ST 13-Tw 9857 und SB 9-Bw 9429 wurde die Vollwerbung erneuert (siehe obiges Foto). Der historische ST 3-Tw 57 ist seit dem 1.11.2004 in der Hauptuntersuchung.

Neubaustrecken im Umland: Nachdem eine Variante der geplanten Strecke nach Weiterstadt in einer Untersuchung als zu teuer eingestuft wurde (siehe letzter Bericht), hat die Weiterstädter Stadtverordnetenversammlung kurz darauf diese Streckenführung beerdigt. Für Diskussionsstoff sorgte ein Antrag der SPD, der u.a. eine Bürgerbefragung zur bevorzugten Trasse zum Inhalt hatte. Von den Straßenbahnbefürwortern wurde der Antrag als Verzögerungstaktik gewertet, um das Projekt verlangsamen oder gar kippen zu können. Allerdings beinhaltet der Antrag auch die konkrete Aufforderung an den Magistrat, mit dem Land, dem Kreis und der Stadt Darmstadt Gespräche über das Projekt aufzunehmen.

Bei den beiden verbliebenen Varianten zeichnet sich eine leichte Bevorzugung der Trasse südlich der B42 und damit außerhalb des Weiterstädter Stadtkerns ab, auch wenn diese eine geringere Erschließungswirkung hat. Grund: Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen lehnt eine Kreuzung der B42 ab, da der Verkehr auf der Bundesstraße zu sehr gestört würde, wenn alle sieben Minuten eine Bahn kreuzen würde. Dementsprechend müßte für die Trasse durch die Darmstädter Straße eine Unter- oder Überführung im Bereich der B42 erstellt werden, die die Baukosten nicht unerheblich in die Höhe treiben würde.

Die Verlängerung der SL 8 in Alsbach bis zur Melibokusschule scheint wieder ein Stück näher gerückt zu sein. Nachdem in der letzten Zeit ein gewisser Stillstand in der Planung eingetreten war, hat nun der Gemeindeausschuß mehrheitlich beschlossen, das Verfahren zur Verlängerung weiter zu betreiben. Positiv wirkt sich auch aus, daß ein benötigtes Grundstück deutlich günstiger erworben werden könnte als bislang angenommen. Rechnete man zuletzt noch mit 400 EUR je Quadratmeter, wurde man nun auf Grundstückskaufverträge aus dem Jahr 1979 aufmerksam, in dem der Rückkaufspreis auf etwas über 15 EUR festgelegt wurde.

Betrieb: Wegen einer Sportveranstaltung am 18.9. wurde die SL 3 von 14.30 bis 19.30 Uhr im SEV gefahren, am darauffolgenden Tag wegen eines Umzugs von 14.30 bis 16.30 Uhr.

Bus Rußfilter: Bis zum Jahreswechsel werden 29 Busse ab Bj. 2000 mit Rußfilter nachgerüstet. Die Kosten hierfür werden mit etwa 250.000 EUR angegeben, ebenso jährliche Folgekosten von etwa 1000 EUR je Fahrzeug. Vorausgegangen war der Aktion wieder einmal eine fast beispiellose Diskussion in der Tagespresse, die zunächst als typisches Sommerlochthema begann und die Schadstoffbelastung in bestimmten Straßen der Stadt betrachtete. Dabei wurden auch die Busse der HEAG ins Spiel gebracht und letztlich als Sündenbock ausgemacht, obwohl in der Straße mit der stärksten Belastung gar keine städtischen Buslinien verkehren... Auf Seiten des Verkehrsbetriebs sieht man sich teilweise zurecht im Wettbewerbsnachteil, weil von anderen Busunternehmen merkwürdigerweise sowohl Tageszeitung und Leserbriefschreiber keine Nachrüstung forderten.


Arbeitsgemeinschaft Historische HEAG-Fahrzeuge e.V.

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Am 28.9.2004 wurde der Bw 145 im Btf. Böllenfalltor verladen und per Lkw nach Döbeln gebracht. Der neue Eigentümer will das Fahrzeug umlackieren und dann als Pferdebahn einsetzen. Nähere Informationen siehe auch www.doebelner-pferdebahn.de


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14.11.2004